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Edelgard Struss

Lakai

   Während der Reisende sich in seinem Zimmer umsah, wurden seine Habseligkeiten hereingetragen: Zuerst kam ein etwas abgetragener Koffer aus weißem Leder, welcher zeigte, dass er nicht zum ersten Mal auf der Reise war. Den Koffer trugen herein: der Kutscher Sselifan, ein kleiner Mann in seinem Halbpelz, und der Lakai Petruschka, ein Bursche von etwa dreißig Jahren, der in einem weiten, abgetragenen Rocke, der offenbar von seinem Herrn stammte, stak, einen etwas strengen Ausdruck, sehr dicke Lippen und eine ebensolche Nase hatte. Nach dem Koffer trug man eine nicht sehr große Schatulle aus Mahagoni, mit karelischem Birkenholz eingelegt, herein, dann ein Paar Schuhleisten und ein in blaues Papier eingewickeltes Brathuhn. Als alle diese Sachen hereingetragen waren, begab sich der Kutscher Sselifan in den Stall, um die Pferde zu versorgen, während der Lakai Petruschka sich in der Vorkammer, einem sehr finstern Loche, einrichtete, wohin er schon seinen Mantel und mit diesem den ihm eigentümlichen Geruch hereingebracht hatte, der auch dem Sack mit seinen Toilettengegenständen eigen war, den er gleich darauf hereinschleppte. In diesem Loche stellte er ein schmales dreibeiniges Bett an die Wand und legte eine Art Matratze darauf, die so zusammengedrückt und flach, vielleicht auch ebenso fettig war wie ein Pfannkuchen und die er mit einiger Mühe vom Gasthofbesitzer erhielt.

 
S. 10-11 aus: Nikolai Wassiljewitsch Gogol: Die toten Seelen. Wiesbaden: Marix Verlag 2009 (1925). Text nicht mehr urheberrechtlich geschützt